Wir – 20 Schüler:innen und zwei Lehrer:innen – trafen uns am 2. April 2025 am späten Nachmittag am Bonner Hauptbahnhof, bereit für eine Woche Schüleraustausch in Łódź, Polen. Voller Vorfreude stiegen wir in den ersten Zug, nicht ahnend, dass schon die Anreise zur ersten großen Herausforderung werden würde.
Mehrere Umstiege, Verspätungen und spontane Bahnsteigwechsel verwandelten die Fahrt in ein echtes Abenteuer. In Berlin warteten wir nachts gegen 0 Uhr auf den nächsten Zug – übermüdet, durchgefroren, aber trotzdem wach vor Aufregung.
Als wir am Morgen des 3. April endlich in Łódź ankamen, war an Ausruhen allerdings nicht zu denken. Nach dem schnellen Einchecken im Hostel (mit nur zwei Badezimmern für alle!) ging das Programm direkt los. Unsere Unterkunft war definitiv ausbaufähig, aber mit ein bisschen Improvisation, Weckerstellen und Duschzeitenplan haben wir das Beste daraus gemacht.
Am ersten Tag besuchten wir die Schule unserer polnischen Austauschpartner:innen, die wir schon vom Besuch in Bonn kannten. Die Wiedersehensfreude war groß – auch wenn es anfangs etwas ungewohnt war, da viele von ihnen älter waren als wir. Doch durch Kennenlernspiele und gemeinsame Aktivitäten wurde die Stimmung schnell locker.
Besonders spannend war der Einblick in den Unterricht: Alles wirkte irgendwie freier, bunter und etwas lockerer als bei uns. Die offene und kreative Atmosphäre der Schule hat uns wirklich beeindruckt.
Ein echtes Highlight war unser Ausflug nach Arturówek, einem Erholungs- und Freizeitgebiet am Rande der Stadt. Dort machten wir in gemischten Teams eine Schnitzeljagd mit kreativen Aufgaben – darunter ein Tanz, ein Lied auf Polnisch und Deutsch (inklusive Auftritt!) sowie viele Team-Challenges. Das war nicht nur witzig, sondern hat uns auch als Gruppe nochmal richtig zusammengeschweißt.
Natürlich stand auch ein bisschen Sightseeing auf dem Programm: Wir besuchten den Zoo, ein großes Stadion direkt neben der Schule und später sogar die Hauptstadt Warschau. Außerdem waren wir beim Tag der offenen Tür der polnischen Schule dabei – eine besondere Gelegenheit, um die Schule nochmal aus einer anderen Perspektive zu erleben.
Und dann war da natürlich noch Manufaktura – die riesige Shopping-Mall in Łódź, unser inoffizieller Lieblingsort. Ob Shoppen, Snacks holen, Chillen oder einfach Zeit miteinander verbringen: Wir waren fast jeden Tag dort. Besonders beliebt war der große Supermarkt, in dem wir uns mit Vorräten für unsere abendlichen Werwolf-Sessions eindeckten. Fast jeden Abend saßen wir mit der ganzen Gruppe in einem viel zu kleinen Zimmer, haben gespielt, gelacht, diskutiert – und dabei wahrscheinlich die besten Erinnerungen der Woche gesammelt.
Gegessen haben wir in einem Bistro, das zwar ein Stück entfernt war, aber mit Bahn und zu Fuß gut erreichbar. Das Essen dort war typisch polnisch – Pierogi waren ein Highlight, andere Gerichte eher gewöhnungsbedürftig. Trotzdem war es eine Erfahrung wert.
Aufregende Erlebnisse nicht so schöner Art – wie ein Unfall beim gemeinsamen Sportunterricht – bleiben ebenfalls in Erinnerung.
Besonders nervenaufreibend war jedoch der Abreisetag: Einer unserer Züge hatte Verspätung und wir mussten rennen, um den Anschlusszug zu erwischen. Dabei haben es zwei Mädchen nicht mehr rechtzeitig in den Zug geschafft und blieben an einem Bahnhof in Polen zurück, während der Rest der Gruppe bereits Richtung Berlin unterwegs war. Die Stimmung im Zug war angespannt – keiner wusste so recht, was passieren würde. Doch nach einigen Telefonaten mit der Deutschen Bahn, den Eltern und den Lehrer:innen bekamen die beiden einen späteren Zug, während wir in Berlin auf sie warteten.
Diese „Zwangspause“ nutzten wir für einen kurzen Ausflug zur Berliner Mauer und ein spontanes Abendessen beim Italiener. Als die beiden endlich ankamen, war die Erleichterung riesig – und wir konnten die letzte Etappe der Rückreise gemeinsam antreten.
Der Zug nach Köln war erneut verspätet – immerhin gab es diesmal kostenlose Getränke. Anstatt wie geplant um 22 Uhr kamen wir schließlich gegen 2 oder 3 Uhr nachts in Bonn an.
Was bleibt von dieser Woche – abgesehen von Chaos, Lachen und neuen Freundschaften?
Vor allem die Erkenntnis, wie wertvoll so ein Austausch wirklich ist. Denn man lernt nicht nur ein neues Land kennen, sondern erlebt eine andere Kultur ganz direkt – im Alltag, in der Schule, im Gespräch mit Gleichaltrigen. Man merkt, dass Unterricht in Polen ganz anders aussehen kann, dass Essen, Sprache und Humor verschieden sind – und trotzdem fühlt sich vieles vertraut an.
Es geht nicht nur ums Reisen, sondern darum, den eigenen Horizont zu erweitern und echte Begegnungen zu schaffen. Der Austausch fördert Verständnis, Toleranz und Offenheit – Werte, die an unserer Schule eine zentrale Rolle spielen.
Und wenn man dann am Ende feststellt, dass man mit neuen Perspektiven, mehr Selbstständigkeit und Freunden aus einem anderen Land zurückkommt – dann merkt man, dass es sich gelohnt hat. Wir können nur jedem ans Herz legen, an diesem Austausch teilzunehmen. Für uns war es eine unvergessliche Erfahrung.



