Foto: Düßdorf

Anni-Lu Bertoldi und Leander Sobotka wurde am 17.11.22 im großen Festsaal der Uni-Bonn das Zertifikat für Ihre erfolgreichen Leistungen im akademischen Jahr 21/22 verliehen.

In einem sehr feierlichen Rahmen wurden die besonderen Leistungen der FFF-Teilnehmer mit musikalischer Begleitung entsprechend gewürdigt. Das Who is Who des Bildungssektors gab sich die Klinke in die Hand und zollte den Absolventinnen Respekt und Anerkennung. Gewichtige Reden wurden gehalten unter anderem von FFF-Projektkoordinator Dr. Thoralf Räsch, Gudrun Sobotka von der Bezirksregierung, Prorektor für Studium und Lehre Prof. Dr. Sandmann, sowie Herr Schlarb von der deutschen Telekomstiftung. Im Anschluss feierten die Absolventen bei Sekt und Schnittchen noch weiter.

Im Rahmen des FFF-Programms besuchte Anni-Lu eine Vorlesung zur Kunstgeschichte: „Mein Semester beim FFF-Projekt war sehr spannend. Ich muss sagen, dass ich es mir anders vorgestellt hatte. Ich wurde von der vielen Arbeit, die wir zu Hause machen mussten und dem vielen Lesen überrascht. Die Vorlesung selbst hat aber viel Spaß gemacht. Es war sehr viel interaktiver, als ich es mir bis dahin ausgemalt hatte und die Themen meiner Vorlesung haben mich stark beeindruckt. Ich habe beispielsweise gelernt, wie Kunsthistoriker*innen unsignierte Kunstwerke Künstler*innen zuordnen können oder wie man eine Fälschung entlarven kann. 
Natürlich war es teilweise stressig, diese zusätzliche Arbeit neben der Schule zu machen, aber ich kann nun die Universität und das, was später einmal auf mich zukommen wird sehr viel besser einschätzen.“

Leander Sobotka hörte ein Semester lang die Vorlesungen zu Platons Gorgias. In seinem spannenden Erfahrungsbericht erzählt er uns, was ihn an Platon so fasziniert hat und wie er Schule und Uni gut unter einen Hut bringen konnte.

Denn nebenbei mussten ja beide Absolventen noch für die Schule pauken. Was für eine Leistung!

Die Universität Bonn möchte im Rahmen des FFF-Projektes fähigen und besonders motivierten Schülerinnen und Schülern aus Bonn und Umgebung die Teilnahme an universitären Veranstaltungen ermöglichen. Dabei können diese Grundsätze wissenschaftlichen Arbeitens kennenlernen und ihr systematisches und analytisches Denken trainieren. Das Projekt soll aber nicht nur fachspezifisches Wissen vermitteln, sondern auch das selbstständige Lernen fördern und zum weiteren Wissenserwerb motivieren.

„Schülerinnen oder Schüler, die nach dem einvernehmlichen Urteil von Schule und Hochschule besondere Begabungen aufweisen, können im Einzelfall als Jungstudierende außerhalb der Einschreibungsordnung zu Lehrveranstaltungen und Prüfungen zugelassen werden. Ihre Studien- und Prüfungsleistungen werden auf Antrag bei einem späteren Studium angerechnet.“ (Quelle: Hochschulgesetz NRW Paragraph 48, Absatz 6, verabschiedet am 12. Juli 2019)

Eine einmalige Gelegenheit für unsere Schülerinnen und Schüler schon während der Schulzeit richtige Uni-Scheine erwerben zu können!

Weitere Infos auf: https://www.fff.uni-bonn.de

Daniela Düßdorf

Schülerstudium – Erfahrungsbericht: Als Schüler an der Uni…

Die Universität Bonn bietet Gymnasialschülern im Rahmen der Begabtenförderung die Möglichkeit eines schulbegleitenden Studiums an. Bewerben können sich sowohl Bonner, als auch Schüler aus dem recht weit gefassten Bonner Umkreis.

Das Programm Fördern, Fordern, Forschen, kurz FFF war für mich die Chance, das Lernen in einem universitären Rahmen kennenzulernen und bereits während der Schulzeit einem persönlichen Interessengebiet tiefer und eingebettet in einen wissenschaftlichen Kontext nachzugehen, was ich mir schon lange gewünscht hatte. Dass es eine solche Möglichkeit überhaupt gibt, erfuhr ich von meinen Lehrern, Herrn Wilhelm und Herrn Müller, die mich beide darauf ansprachen. Schülerstudenten benötigen außerdem eine formale Genehmigung der Schulleitung. Hier unterstützt auch Frau Düßdorf, die am EMA für den FFF-Bereich verantwortliche Ansprechpartnerin ist.

Ich habe natürlich Schulunterricht verpasst und musste entsprechende Fehlstunden und Inhalte nachbearbeiten, was aber unter allen Umständen lohnend ist!

Mein Philosophiestudium mit dem Fokus auf einen der größten Dialoge Platons lieferte mir tiefere Einsichten zu Themen, die mich bereits seit Langem faszinieren; ja, schlug sogar Brücken zu Epen und Mythen, die ich in frühester Kindheit liebte, wie etwa zu griechischen Sagen und den Werken Homers.

Naturgemäß ist der Fächerkanon einer Universität nicht mit einem schulischen Curriculum vergleichbar. Hier in Bonn stehen mehr als zweihundert Studienfächer in sieben Fakultäten zur Auswahl. Für Schülerstudenten ist der Besuch regulärer Universitätsveranstaltungen lediglich in bestimmten zulassungsbeschränkten Fächern (Medizin beispielsweise) etwas eingeschränkt.

Mir fiel es nicht schwer, im Fachbereich Philosophie die für mich interessanteste Übung zu finden, die ich gemeinsam mit Kommilitonen aus dem zweiten Semester eines regulären Philosophiestudiums belegen durfte: „Platons Gorgias“.  Mein Dozent machte zwischen mir und den regulären Studenten in Umgang und Bewertung keinerlei Unterschied, was ich sehr angenehm fand.

Meine Hausarbeit, ein Essay unter dem Arbeitstitel „Warum leitet das Gespräch mit Sokrates und Gorgias bzw. Sokrates und Pollos über zu der Frage nach dem guten und gerechten Leben im Gespräch mit Kallikles?“ hat mir großen Spaß gemacht und Lust auf ein mögliches späteres Studium geweckt. Die Betrachtung und systematische Konzeptualisierung der platonischen Dialektik im Kontrast zur sophistischen Rhetorik, wie sie von Platon gezeichnet wird, ist für mich ausgesprochen faszinierend – gerade auch, weil die behandelte Thematik von zeitloser Bedeutung ist.

Es war auch ein schöner Moment, als ich zum Abschluss des Semesters anlässlich einer Feierstunde das Zertifikat für mein Schülerstudium entgegennehmen durfte.

Zweifelsohne ist es ein Privileg, in einer Universitätsstadt zu leben: Es erleichtert die Organisation, das parallele Managen von Uni, Schule, Alltag, Tennisspielen, Klavierunterricht, etc. ungemein. Schule und Institute liegen nah beieinander, jedenfalls so nah, dass ich die Wege, die mich natürlich auch Schulunterricht verpassen ließen, in kurzer Zeit mit dem Fahrrad zurücklegen konnte.

Das Schülerstudium an der Uni Bonn möchte ich jedem uneingeschränkt empfehlen. Wenn Ihr mit dem Gedanken spielt – probiert es aus!

Leander Sobotka, Q1, Schülerstudent im Sommersemester 2022